Derbytime und die Ausgangslagen der beiden Teams könnten nicht unterschiedlicher sein. Der FCR hat mit dem Sieg gegen den FC Urnäsch den Klassenerhalt bestätigt und der FC St. Otmar kämpft weiterhin um Platz 1 und damit um den Aufstieg in die 3. Liga.
Vor dem Spiel konnte man deshalb denken, dass die Rotmöntler nicht mit der höchsten Leistung und Konzentration in das Spiel gehen werden. Doch genau das Gegenteil war der Fall, völlig befreit von jeglichen Abstiegssorgen spielten sie von Anfang an mit vollem Einsatz. Keiner war bereit, dem Gegner auch nur ansatzweise etwas zu schenken. Und dass der FC St. Otmar sofort in den Angriff überging, ist selbsterklärend. Somit entwickelte sich ein heiteres und umkämpftes Spiel mit einigen Zweikämpfen, Diskussionen aber auch Tormöglichkeiten auf beiden Seiten. Nach 15 Minuten startete der FCO einen Angriff über ihre linke Seite. Ihr Stürmer spielte einen scharfen, halbhohen Ball vor unseren Abwehrspielern durch, und leider konnte von diesen keiner den Ball abfangen oder zumindest entscheidend ablenken. Der Pass kam so bei ihrem zweiten Stürmer an, der konnte sich den Ball unbedrängt hinlegen, eine Ecke aussuchen und die Chance verwerten. 1:0 für den FC St. Otmar. Am Spielgeschehen änderte dies herzlich wenig. Da aber keine weitere Chance verwertet wurde, ging es mit diesem Resultat in die Pause. Die Mannschaft von Rammal und Zuber wusste, dass in diesem Spiel noch vieles zu holen ist und Rückstände kann diese Gruppe aufholen. Schafft sie es auch dieses Mal?
Und wer nun dachte, dass die zweite Hälfte langweilig werden würde, der wurde ebenfalls eines Besseren belehrt. Denn das Spiel ging genauso vogelwild weiter. Aber alles der Reihe nach. Der FCR unternahm in der 57. Minute einen weiteren Angriffsversuch. Der Ball kam nach mehreren Stationen zu Gabriel De Luca, dieser fand mit seinem Zuspiel Beda Pfeifer, welcher seinerseits den Ball gekonnt an- und mitnahm, um ihn dann aus 16 Meter mit geschätzten 130 km/h in die linke Ecke zu hämmern. Ausgleich! Ab diesem Zeitpunkt war definitiv Pfeffer im Spiel. Die nächste mitentscheidende Szene spielte sich nur acht Minuten später ab. Der Stürmer vom FCO versuchte mehrmals mit einem aggressiven Zweikampfverhalten an den Ball zu kommen, was ihm aber nicht gelang. Irgendwann konnte dieser Stürmer seinen Frust nicht mehr kontrollieren und holte De Luca mit einem übertriebenen Tackling von den Beinen. Der Schiedsrichter stand gut und entschied sich für die rote Karte.
Man muss dem FC St. Otmar zugutehalten, dass sie auch mit einem Spieler weniger nicht nachliessen. Und der FCR auf der anderen Seite wollte diesen Vorteil natürlich ausnutzen. Nur neun Zeigerumdrehungen später hatten die Rotmöntler einen Eckball, der anfangs geklärt wurde. Doch es war David Jenny, der den Ball kurz darauf wieder in die gefährliche Zone spielte. Da stand Routinier Fabian Helg, der gleich den Abschluss suchte. Der Schuss wurde geblockt, fiel aber Linus Bürgi vor die Füsse. Bürgi schickte den Torhüter mit einem Haken zum Wurststand und musste dann die Kugel nur noch über die Linie schieben. 2:1 für den FCR und ein weiterer Rückstand wurde gedreht.
Damit wurde eine Schlussviertelstunde eingeleitet, die bezüglich Spannung mit den besten Hitchcock Filmen mithalten konnte. In der 82. Minute machte Nino Quarella einen schönen Lauf Richtung gegnerisches Gehäuse, spielte den Ball dann weiter auf Fabian Helg, dieser fand über Umwege Sandro Bührer, welcher das Leder ziemlich schnörkellos in die Maschen schoss. 3:1 für den FCR. War das die Entscheidung? Nicht ganz der FC St. Otmar setzte weiterhin alles daran, um mindestens noch einen Punkt, mit ins Lerchenfeld zu nehmen. Die Roten ihrerseits verteidigten wie im ganzen Spiel sehr kompakt und geschlossen und sie hatten Pascal Ziegler a.k.a. «Zigi» im Tor, welcher mehrmals retten musste. Ziegler feierte in diesem Spiel sein Saisondebut und ist damit bereits der 6. Spieler, der in dieser Saison das Tor hütete.
Kurz vor Schluss hatte der FCO Glück, dass kein zweiter Spieler vom Platz flog. Denn ein Spieler von ihnen ging mit einem hohen Bein gegen Captain Nandor Hegedüs in den Zweikampf. Beide gingen zu Boden. Der Schiedsrichter entschied richtigerweise auf Foul für den FCR. Doch was er scheinbar nicht gesehen hat, war dass der Gegenspieler beim Weglaufen, dem am Boden liegenden Hegedüs seitlich auf den Kopf trat. Das Spiel wollte sich nicht beruhigen, denn in den letzten Minuten konnte ein Schuss von Otmar zunächst gehalten werden, doch der Abpraller wurde verwertet, 3:2. Halten die Nerven oder kommt es noch zur Punkteteilung?
Sogar die letzten beiden Szenen waren hollywoodreif. Zuerst blockte Nandor Hegedüs einen Schuss mit einer Kombination aus Brust und Hals zu einem Eckball. Und wäre Ziegler beim anschliessenden Eckball nicht hellwach gewesen, hätte es doch noch den Ausgleich gegeben. Das wars, der Schiedsrichter beendete das Spiel.
Das Stadtderby, das alles beinhaltete und den schätzungsweise 50 Zuschauern eine unterhaltsame Vorstellung bot, ging somit an die Rotmöntler. Der FCR ist nun seit fünf Spielen ungeschlagen und ist ausserdem dank dem besseren Strafpunkteverhältnis auf dem siebten Platz anzutreffen.
Der FC Rotmonten reist am 4. Juni für das letzte Spiel nach Appenzell. Anpfiff ist um 18 Uhr. Und betrachtet man die letzten Resultate in dieser Rückrunde, dürfte auch in diesem Spiel Spektakel vorprogrammiert sein. Also, vorbeischauen lohnt sich auf jeden Fall! (nwe)